Steuern und Sozialversicherung Sozialabgaben in Deutschland besonders hoch

Die Sozialabgaben auf das Arbeitseinkommen liegen hierzulande weiterhin besonders hoch. Im Vergleich der OECD-Staaten übertrifft nur ein Staat Deutschland – und das, obwohl die Belastung gesunken ist. Arbeitgebervertreter fordern Strukturreformen.

Sozialabgabe
Hohe Sozialabgaben in Deutschland. - © Lothar Drechsel - stock.adobe.com

Die Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zur Belastung von Arbeitseinkommen mit Steuern und Sozialabgaben im Jahr 2020 bringen Deutschland im Vergleich der 37 Mitgliedsländer eine Spitzenposition ein: Platz zwei.

So behielt der Staat bei kinderlosen Alleinstehenden mit einem durchschnittlichen Einkommen im vergangenen Jahr im Schnitt 49 Prozent des Arbeitseinkommens ein. Das war im Jahresvergleich zwar ein Rückgang von 0,3 Punkten, dennoch bleibt Deutschland bei einer Spitzenposition. Das teilte die OECD mit. Bei der Berechnung ist der Arbeitgeberanteil an den Sozialabgaben inbegriffen. Den Rückgang führt die Organisation auf Vorteile für Beschäftigte durch die Corona-Pandemie zurück.

Ranking der Sozialabgaben

Wie schon im Jahr zuvor erreichte nur Belgien für diesen Personenkreis eine noch stärkere Belastung mit 51,5 Prozent. Hinter Deutschland folgten Österreich mit 47,3 Prozent, Frankreich mit 46,6 Prozent und Italien, das auf 46 Prozent kam. Der Schnitt der OECD-Länder lag deutlich niedriger – bei 34,6 Prozent. Weit unter dem Schnitt lag die Schweiz mit 22,1 Prozent.

So warnen Arbeitgebervertreter, dass die Last der Sozialabgaben zu hoch liege. Der Arbeitgeberverband BDA sprach sich in Berlin angesichts der Zahlen dafür aus, die Sozialsysteme in Deutschland zu reformieren. Falls die Lohnzusatzkosten weiter steigen sollten, werde die deutsche Wirtschaft werde im internationalen Wettbewerb zurückfallen, warnte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter.

Handwerkstag kritisiert hohe Sozialabgaben

Ähnliche Worte fand auch der Bayerische Handwerkstag (BHT) und erinnerte an jüngste Ankündigungen der deutschen Krankenkassen. Denn diesen droht im Jahr2022 angeblich eine Finanzlücke von 19 Milliarden Euro. Und diese wollen sie mit einer neuen Anhebung des Beitragssatzes für die Versicherten ausgleichen. Aktuell beträgt der Grundbeitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung 14,6 Prozent. Darüber hinaus zahlen Versicherte einen Zusatzbeitrag, der 2021 bei durchschnittlich 1,3 Prozent liegt.

Der BHT weist in diesem Zusammenhang auf eine Studie des Krankenkassen-Dienstleisters Bitmarck zur Finanzlage der Kassen hin, die zeigt, dass der Zusatzbeitrag, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, ab 2022 bis zu 3,8 Prozent ansteigen könnte. BHT-Präsident Franz Xaver Peteranderl mahnt jedoch, dass eine Beitragsstabilität jetzt besonders wichtig sei: "Ein wesentlicher Belastungsfaktor für das personalintensive Handwerk sind die Lohnzusatzkosten. Nur eine dauerhafte Beitragsstabilität sichert die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und verhindert, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch immer höhere Beitragszahlungen überlastet werden"betont er.

Für den BHT ist daher das Ziel, die Sozialversicherungsbeiträge unter der 40-Prozent-Marke für Arbeitnehmer zu halten. Das sei auch unter einer neuen Bundesregierung nicht verhandelbar. "Es bedarf tiefgreifender Strukturreformen, um die Leistungsfähigkeit und Finanzierbarkeit der Sozialversicherungen aufrechtzuerhalten", sagt Peteranderl. Nimmt man den Arbeitgeberanteil heraus, zeigt die neue OECD-Studie derzeit für Alleinstehende in Deutschland mit mittlerem Einkommen einen Anteil von 38,9 Prozent des Lohns für Steuern und Sozialbeiträgen. Damit liegt man weit über dem OECD-Schnitt von 24,9 Prozent. dpa/dhz