Altersgerechte und alternsgerechte Arbeit So halten Chefs Ihre Mitarbeiter gesund bis ins Rentenalter

Der demografische Wandel zwingt Unternehmer, Lösungen zu finden, damit ältere Mitarbeiter möglichst lange arbeiten können. Wie diese aussehen können und warum alle Generationen von alternsgerechten Arbeitsplätzen profitieren.

Älterer Mann steht mit einem Hammer in der Hand in einer Werkstatt
Das Durchschnittsalter in den Betrieben wird demografiebedingt immer höher. - © Peruphotoart - stock.adobe.com

Der Fachkräftemangel bremst Unternehmen in Deutschland mehr denn je aus. Fast jeder zweite Unternehmer kann seine Geschäfte nicht so führen, wie er gerne möchte, weil ihm das nötige Fachpersonal fehlt. Das zeigt das aktuelle KfW-Ifo-Fachkräftebaromenter.

In dieser Situation ist die Gefahr groß, dass die vorhandenen Mitarbeiter immer noch länger und härter arbeiten müssen. Doch wer auf diese Weise seine Personallücken kompensieren will, läuft Gefahr, seine Leute zu verschleißen. Überlastung, Krankheit oder gar Kündigung sind die Folge, der Fachkräftemangel verschärft sich weiter.

Gesunde, motivierte und leistungsfähige Mitarbeiter

Gerade wenn der äußere Druck hoch ist, sollten Chefs ihre eigene und die Arbeitslast ihres Teams sehr genau im Blick behalten. Denn je schwieriger es ist, neue Arbeitskräfte zu gewinnen, desto wichtiger wird es, die bestehenden so lange wie möglich gesund, motiviert und leistungsfähig zu halten. Das gilt für Jüngere wie Ältere gleichermaßen.

Auf den ersten Blick erscheint das Vorgehen widersprüchlich. Untersuchungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigen aber, dass sich "alternsgerechte" Arbeitsgestaltung auch für den Unternehmer bezahlt macht.

Der Unterschied zwischen "altersgerecht" und "alternsgerecht" ist der Aspekt der Prävention. Bei altersgerechten Arbeitsplätzen reagiert das Unternehmen auf die aktuelle Situation. Je nach Fähigkeiten, Bedürfnissen und aktueller Lebenssituation des Mitarbeiters passt es die Arbeitsanforderungen an dessen Leistungsfähigkeit an.

Alternsgerechte Arbeitsgestaltung ist präventiv

Die alternsgerechte Arbeitsgestaltung dagegen ist vorausschauend. Ziel ist, jeden einzelnen Mitarbeiter über die gesamte Dauer seiner Erwerbstätigkeit gesund, motiviert und leistungsfähig zu erhalten. Eine gesundheitsförderliche Arbeitsumgebung, entsprechende Verhaltensweisen, aber auch eine "Laufbahnplanung" gehören dazu. So kann sich der Mitarbeiter schon frühzeitig über entsprechende Schulungen neue Arbeitsbereiche erschließen.

Zusammen mit ihren Mitarbeitern – vom Azubi bis zum Fast-Renter – betrachten Chefs das gesamte Arbeitsumfeld. Es geht sowohl um körperliche als auch um psychische Belastungen, die je nach persönlicher Verfassung der Person am selben Arbeitsplatz sehr unterschiedlich wirken können. Betrachtet werden:

  • die Arbeitsumgebung,
  • die Arbeitsorganisation,
  • die Arbeitsaufgabe,
  • und die sozialen Beziehungen im Betrieb.

Arbeitsbedingungen an Leistungsfähigkeit anpassen

Typische Lösungen, um Belastungen schon von vornherein zu reduzieren, sind:

  • Beleuchtung: Ältere brauchen mehr Helligkeit, um gut sehen zu können. Gleichzeitig sinkt damit die Unfallgefahr für alle.
  • Lärm: Viele Ältere hören schlechter. Für sie ist es wichtig, vor Gefahren durch akustische Signale gewarnt zu werden. Auch fällt es ihnen leichter, Informationen in ruhiger Umgebung auszutauschen; von einem Rückzugsort für Gespräche ohne Lärmbelastung profitieren aber alle.
  • Ergonomie: Gut eingerichtete Arbeitsplätze, höhenverstellbare Arbeitsflächen und technische Hilfsmittel zum Heben oder Transportieren von Lasten reduzieren für alle die Belastung des Muskel-Skelettsystems.
  • Arbeitsorganisation: Mit zunehmendem Alter wird es immer wichtiger, dass Arbeitskräfte Einfluss nehmen können auf ihre Arbeitszeit und Arbeitsabläufe. Alle profitieren von einem regelmäßigen Wechsel der Aufgaben.

Leistungsfähigkeit im Lauf des Lebens

Im Laufe des Lebens ändert sich die Leistungsfähigkeit eines Menschen. Manches nimmt ab, einiges bleibt gleich, anderes steigert sich. Augen und Ohren lassen bei vielen mit zunehmendem Alter nach, außerdem sinkt die Beweglichkeit und die Muskelkraft. Ältere reagieren meist empfindlicher auf Kälte, Hitze oder Zugluft. Außerdem brauchen Ältere länger, um sich von starker Anstrengung zu erholen und brauchen mehr Handlungsspielraum, um nicht unter Druck zu geraten.

Andererseits profitieren viele Ältere von ihrem Erfahrungswissen, einer guten Urteilsfähigkeit, höherer Sozialkompetenz sowie mehr Disziplin und Sorgfalt. Außerdem sind sie eher bereit, Verantwortung zu übernehmen und zeigen sich loyal gegenüber ihrem Betrieb.

Das Defizitmodell, wonach Ältere weniger leistungsfähig sein sollen als Jüngere, hat ausgedient. Ideal sind altersgemischte Teams. Untersuchungen des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung zeigen, dass in solch altersgemischten Teams sowohl die Älteren als auch die Jüngeren produktiver arbeiten. Zudem können sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen.

Wie Handwerker eine alternsgerechte Arbeit entwickeln können

Zahlreiche Publikationen beschäftigen sich mit der Frage, wie Unternehmer mit Älteren im Betrieb umgehen können und wie das Zusammenspiel zwischen ihnen und den Nachwuchskräften klappt. Folgende kostenlose Broschüren geben Tipps zur Umsetzung: