Verpackungsgesetz Mehrwegpflicht umsetzen: Ein Bäcker und Metzger machen´s vor

Ab Januar 2023 sind Betriebe verpflichtet, Mehrwegverpackungen für Essen zum Mitnehmen anzubieten. Einige Handwerker haben diese bereits im Einsatz. Wie wird es angenommen? Wie gelingt die Einführung? Eine Metzgerei und eine Bäckerei berichten von ihren Erfahrungen. 

Mehrwegbecher wird befüllt
Kaffee im Mehrweg-Becher mit regionalem Design gibt es auch in der Landbäckerei Tauberschmidt. - © Landbäckerei Tauberschmidt

Für viele Betriebe im Lebensmittelhandwerk war das Mitnahme-Geschäft in der Pandemie die Rettung. Als Café-Bereiche in Bäckereien und Catering bei Metzgereien ausfielen, waren "Essen to go" oder Lieferservice ein willkommener Zusatzverdienst. Die Kehrseite der Medaille: Die Müllberge wuchsen. Denn Ware, die mitgenommen oder bestellt wird, muss zuvor natürlich verpackt werden.

Verpackungen reduzieren

Dabei ist politisch genau das Gegenteil gewollt. Bereits 2019 trat ein neues Verpackungsgesetz in Kraft, das darauf abzielt, Einweg-Verpackungen zu reduzieren. Ab dem 1. Januar 2023 sind Betriebe etwa verpflichtet, Mehrweg-Verpackungen für Essen zum Mitnehmen anzubieten. Einige Handwerker haben diese bereits im Einsatz. "Ich hatte von Anfang an den Gedanken, durch Mehrweg-Behälter den Verpackungsmüll im Betrieb zu reduzieren", erklärt Rolf Kriegl. Der 33-Jährige hat vergangenes Jahr die Metzgerei Zum Wilden Mann in Künzelsau übernommen. Seit Oktober können seine Kunden die Mehrwegboxen von "Hohenlohe to go" für ihren Einkauf nutzen. "Ich hatte mir auch viele andere Anbieter angesehen", betont er. Ausschlaggebend war für ihn der regionale Charakter und der Preis.

Regionale Förderung

Zwischen 30 und 35 Euro pro Monat kostet das Pfandsystem normalerweise. In Hohenlohe übernehmen allerdings die Sparkasse und die Wirtschaftsinitiative im ersten Jahr die Kosten, um das regionale Pfandsystem zu fördern. "Ich hätte es vermutlich auch ohne die Förderung eingeführt. Schließlich kann so jeder etwas dazu beitragen, den Verpackungsmüll zu reduzieren", betont Rolf Kriegl. Außerdem sei es auch eine gute Gelegenheit, Betriebsstrukturen zu überdenken. "Auch das Einpacken jeder einzelnen Wurstsorte kostet im Verkauf schließlich Zeit."

Wenig Aufwand

Rund 200 Mehrweg-Boxen und -Becher hat Kriegl in seiner Metzgerei. Diese werden gegen Pfand an die Kunden gegeben und können bei allen teilnehmenden Betrieben von "Hohenlohe to go" zurückgegeben werden. "Nach Ladenschluss kommen sie in die Spülmaschine und sind am nächsten Tag wieder einsatzbereit", erklärt Kriegl.

Mehrwegbox in der Metzgerei
Für Mehrweg-Boxen statt Einweg-Tüten können sich die Kunden seit dem letzten Jahr in der Metzgerei Zum Wilden Mann in Künzelsau entscheiden. - © Metzgerei Zum Wilden Mann

Allerdings schrecke das Pfand von fünf Euro pro Box viele Kunden ab. Rund zehn Prozent nutzen das Angebot nach Schätzung des Fleischermeisters. Weitere zehn Prozent bringen eigene Behälter mit, die an einem festen Platz auf der Theke befüllt werden können. "Hinter die Theke darf aus hygienischen Gründen nichts", so Kriegl. Deshalb ist ihm das Pfandsystem eigentlich lieber. Auch wenn er sich mehr Vielfalt bei den Größen der Behälter wünschen würde. Wichtig sei es auch, die Mitarbeiter mit einzubeziehen. "Sie sind das Sprachrohr. Sind sie nicht vom Mehrwert überzeugt, wird es nicht angenommen", ist sich Rolf Kriegl sicher.

Vertretbare Kosten

Ulrich Tauberschmidt setzt in seinen drei Bäckereifilialen bereits seit 2018 auf Mehrwegbecher für den Kaffee zum Mitnehmen. Der Landkreis Schwäbisch Hall startete damals mit einem eigenen Mehrwegbecher des Anbieters Recup. Der Bäckermeister stieg wie mittlerweile mehr als 50 andere Partner im Landkreis ein. "Ich hatte sowieso nach einem passenden System gesucht", berichtet Tauberschmidt. Überzeugt haben ihn der günstige Preis des Pfandsystems gegenüber einer individuellen Lösung sowie die weite Verbreitung des Anbieters in ganz Deutschland. Die Systemgebühren liegen zwischen 20 und 50 Euro pro Monat. Dazu kommt das Pfand, das die Betriebe dann aber an die Kunden weitergeben. Ulrich Tauberschmidt hält das für einen vertretbaren Preis.

Nachfrage noch gering

Der Aufwand für die Bestellung und Lagerung halte sich ebenfalls in Grenzen. "Wir haben jeweils 20 bis 30 Becher in den Filialen und immer eine größere Menge im Lager. Wird das leer, bestellen wir nach", erklärt er.

Allerdings sei die Nachfrage der Kunden nicht so hoch, dass das häufig vorkommt. Nur rund fünf Prozent nutzen nach Tauberschmidts Schätzung derzeit die Pfandbecher. Dabei ist der Kaffee im Mehrweg-Becher sogar günstiger als in der Wegwerf-Variante. "Wir überlegen, die Mehrweg-Becher noch prominenter zu platzieren, um mehr zu überzeugen", sagt Tauberschmidt. Allerdings wollten die Kunden nach den Erfahrungen seiner Mitarbeiter auch nicht immer wieder gefragt werden. Mit eigenen Bechern kämen Kunden dagegen eher selten.

"Das ist auch nicht praktisch, denn fremde Tassen dürfen aus Hygienegründen nicht hinter die Theke. Wir müssen den Kaffee dann umfüllen." Die gebrauchten Pfandbecher zurückzunehmen und neu auszugeben ist für ihn die bessere Variante. "Ich würde dabei auch immer auf ein gängiges System setzen", rät Tauberschmidt. Er selbst möchte demnächst auch die Schalen des Anbieters, die sogenannten Rebowls, für Salate ausprobieren.

Mehrwegpflicht im Verpackungsgesetz

Ab dem 1. Januar 2023 sind Anbieter verpflichtet, Mehrwergbehältnisse für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen als Alternative zu Einwegkunststoffverpackungen anzubieten. Davon ausgenommen sind kleine Betriebe mit weniger als fünf Beschäftigten und maximal 80 Quadratmetern Verkaufsfläche. Diese Betriebe müssen Kunden dafür allerdings ermöglichen, mitgebrachte Behältnisse zu nutzen und auf diese Möglichkeit auch hinweisen. Aus hygienischen Gründen wird in diesem Fall empfohlen, dafür einen speziellen Platz auf oder vor der Theke zu nutzen, wo die Ware möglichst kontaktarm in die mitgebrachten Behälter der Kunden gefüllt wird. Weitere Informationen und Materialien für Betriebe gibt es unter esseninmehrweg.de.