Werkstattgeschäft bleibt stabil So steht es um das deutsche Kfz-Gewerbe

Stagnierende Stückzahlen, aber steigende Umsätze sowie gut ausgelastete Betriebe. Der Zentralverband präsentiert die Zahlen des vergangenen Autojahres und plädiert für eine Stärkung der Elektromobilität. Beim Thema E-Fuels gibt es Bewegung.

Jahrespresskonferenz des ZDK (v.li.n.re.): Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün, Präsident Jürgen Karpinski, Vizepräsident Thomas Peckruhn und Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel. - © ProMotor/Jeske

Der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) sieht "dringenden Handlungsbedarf" beim Hochlauf der Elektromobilität. Das lege eine Blitzumfrage des ZDK nahe, die am Mittwoch in der Jahrespressekonferenz des Verbandes vorgestellt wurde. Die größten Hindernisse beim Kauf von Elektrofahrzeugen sehen demnach 23 Prozent der 790 befragten Autohäuser im hohen Preis. Der Kauf eines vollelektrischen Pkws sei vielen einfach zu teuer. Weitere Hürden seien die schlecht ausgebaute Ladeinfrastruktur (18 Prozent), die zu geringe Reichweite der Fahrzeuge (16) und hohe Strompreise (10).

Handel muss E-Mobilität stützen

Die Politik habe zwar den Rahmen vorgegeben, dass bis zum Jahr 2030 15 Millionen vollelektrische Pkws zugelassen sein sollten. Doch die Elektromobilität sei kein Selbstläufer, betonte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski: "Ohne das Engagement des Handels wird der von der Politik gewollte schnelle Hochlauf der Elektromobilität nicht funktionieren." Aus den Antworten der Umfrage leitet der Verband entsprechende Forderungen ab. Für eine Stärkung der E-Mobilität benötige der Markt bezahlbare E-Fahrzeuge, gerade auch im Kleinwagen-Segment, sowie den forcierten Ausbau der Ladeinfrastruktur und hier vor allem mit Schnell-Ladestationen.

Die Zahlen belegen die weiterhin nur schleppende Ausstattung mit Elektromobilität. Laut ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels, stimmen die deutlichen Rückgänge insbesondere bei den Plug-in-Hybriden (minus 53,2 Prozent) sowie den rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen (minus 13,2 Prozent) bedenklich. "Mit den geänderten Förderungsbedingungen hat die Bundesregierung dem selbst postulierten Ziel eines kräftigen Hochlaufs der E-Mobilität einen Bärendienst erwiesen", sagte Peckruhn. Kunden und Handel bräuchten verlässliche Rahmenbedingungen, sonst ließen sich die angestrebten Zulassungszahlen nicht erreichen.

Verband will E-Fuels für mehr Klimaneutralität

Karpinski plädierte in seinem Statement noch einmal nachdrücklich für Technologieoffenheit, speziell was die Nutzung von E-Fuels angeht. Würden Verbrenner mittels synthetischer Kraftstoffe nicht klimaneutral gestellt, drohten weitere Maßnahmen im Verkehrssektor, von Tempolimit über Fahrverbote bis zu höheren Kfz-Steuern. "Die Kosten für die individuelle Mobilität werden steigen. Das trifft viele Millionen Menschen, die auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind, sowohl beruflich als auch privat", erläuterte Karpinski. Das müsse die Politik bei ihren Entscheidungen beachten. Die EU verbaue mit einem Verbot für Verbrennerfahrzeuge, worunter auch Fahrzeuge fallen, die mit klimaneutralen E-Fuels betrieben werden könnten, weitere Lösungen für CO2-neutrale Mobilität. Das sei das Gegenteil von technologieoffen.

Zumindest in den kommenden Jahren sollen E-Fuels frei und in Reinform an allen Tankstellen verkauft und getankt werden dürfen. Die Ampel-Koalition kündigte ebenfalls am Mittwoch eine Änderung der Bundesimmissionsschutzverordnung an. Im Streit um das geplante Verbrenner-Aus auf EU-Ebene forderte Verkehrsminister Volker Wissing erneut eine Zulassung von Verbrennern nach 2035, wenn diese nachweislich mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden. Der FDP-Politiker drohte damit, die Pläne in der EU-Kommission andernfalls zu blockieren.

ZDK-Präsident Karpinski beklagte auf der Jahrespressekonferenz einen Kulturkampf gegen das Auto, der bereits jetzt die individuelle Mobilität durch eine Reihe von Aktionen erschweren solle. Dazu gehöre neben dem Tempolimit, die Verteuerung des Parkens, knapper Parkraum in Stadtzentren und die Provozierung von Staus durch weitere Maßnahmen. Intelligente Verkehrspolitik sehe anders aus. Der Verkehrsraum dürfe nicht einseitig zu Lasten des Autos neu aufgeteilt werden. Stattdessen brauche es ein "intelligentes Miteinander" aller am Straßenverkehr beteiligten.

Mehr Umsätze über alle drei Geschäftsbereiche

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen sei der Umsatz im Kraftfahrzeuggewerbe im Jahr 2022 über alle drei Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchtwagen, Service) um drei Prozent auf 185,2 Mrd. Euro gestiegen. Das Umsatzplus bei den Neuwagen führt der ZDK aufgrund der stagnierenden Stückzahlen in erster Linie auf die gestiegenen Fahrzeugpreise zurück. Höhere Erträge verzeichnen die Werkstätten. Gründe seien einerseits eine hohe Auslastung und gestiegene Reparaturkosten. Die durchschnittliche vorläufige Umsatzrendite im Pkw-Bereich lag bei 3,1 Prozent. Im Jahr 2021 waren es 1,6 Prozent.

Detlef Peter Grün, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, rechnet in diesem Jahr mit einem ähnlich hohen Servicegeschäft wie im Vorjahr. Die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung habe im Januar bei 84 Prozent und damit um drei Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres gelegen. Grund sei der mit rund 48,7 Millionen Pkws weiter gewachsene Fahrzeugbestand. "Außerdem ist anzunehmen, dass die Jahresfahrleistungen der Pkw in diesem Jahr aufgrund des Wegfalls der Corona-Restriktionen wieder zunehmen werden", vermutet Grün. Auch das hohe Durchschnittsalter der Pkws von knapp über zehn Jahren trage dazu bei, dass die Werkstätten gut zu tun haben.

Kfz-Gewerbe in Zahlen

20222021Veränderung in Prozent
Gesamtumsatz185,2179,83
Pkw-Neuwagenhandel64,957,413,2
Pkw-Gebrauchtwagenhandel77,683,4- 6,9
Service28,725,910,8
Fahrzeugzulassungen
Pkw2.651.3572.622.1321,1
davon Elektro470.559355.96132,2
davon Hybrid827.321754.5889,6
Anzahl Betriebe36.42036.570- 0,4
davon fabrikatsgebunden14.29014.460- 1,2
davon fabrikatsungebunden22.13022.1100,1
Anzahl Mitarbeiter434.000435.000- 0,2
davon Azubis90.20088.6001,8
Umsätze in Milliarden Euro
Quellen: KBA, DAT, ZDK